Lebensweg

  • Richard Henkes
  • Lebensweg
  • in der Kunst
  • in der Praxis
1900-1910 Westerwald, Ruppach

Richard Henkes war am 26. Mai 1900 in Ruppach geboren worden. Ruppach ist jenes Dorf im Westerwald, das heute mit dem Nachbarort vereint Ruppach-Goldhausen heißt, und um 1900 gut 320 Katholiken zählte.

mehr
1911/1912 Schüler im neuen Studienheim Schönstatt

So tritt Richard 1912 als Schüler im neu erbauten Studienheim Schönstatt bei den Pallottinern bei. Er gehört zum ersten Jahrgang, der das neue Studienheim bezieht. Hier spielt sich das Leben von Richard für die nächsten sieben Jahre ab.

mehr
1914-1916 Beginn des Ersten Weltkriegs

Auf die durch das Attentat von Sarajevo auf den Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand ausgelöste Julikrise, folgte die österreichisch-ungarische Kriegserklärung an Serbien, welche den Beginn des Ersten Weltkriegs markiert. Am 2. Februar 1916 wurde Richard Mitglied der Congregatio major und entschied sich für die Mitarbeit in der Missionssektion.

mehr
1917 Soldaten-Sodale

Richard wurde am 16. Juni 1917 zum Assistenten der Missionssektion gewählt und erhielt damit auch die Verantwortung für die bereits zum Militär eingezogenen Mitglieder.

mehr
1918 Soldatenleben

Am 23. März 1918 musste Richard zur Musterung nach Koblenz und wurde „kriegsverwendungsfähig Infanterie“ geschrieben. In Montabaur legte er am 21./22. Mai 1918 das staatliche Einjährigenexamen ab, das die Voraussetzung für eine Offizierslaufbahn ist.

mehr
1919-1921 Auf dem Weg zum Noviziat

Im Juli legte Richard seine schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen ab und erhielt das Reifezeugnis. Wenig später begann er mit den Exerzitien vom 17. bis 24. September 1919 und der Einkleidung am 24. September zusammen mit 22 Priester- und 10 Brüderkandidaten das zweijährige Noviziat in Limburg.

mehr
1921-1925 Studienjahre und Primiz

Am 1. Oktober 1921 begann das zweite Studienjahr. Neben der wissenschaftlichen Ausbildung lief auch die religiöse Ausbildung weiter. Die zweite Weihe legte Richard am 24. September 1922 ab, die dritte Weihe ein Jahr später.

mehr
1926 Lehrer mit Leidenschaft

Richard schloss seine Studien in Limburg ab und begann als Lehrer in Schönstatt.

mehr
1927-1928 Ein ungeduldiger Patient

Gesundheitliche Probleme machten sich im Mai 1927 bei Henkes bemerkbar. Während dies zunächst auf Überanstrengung zurückgeführt wurde, stellte sich bei einer Untersuchung im St. Maria-Josef-Krankenhaus in Ahrweiler heraus, dass er an einer schweren Lungentuberkulose erkrankt war.

mehr
1928-1929 Lehrer und Seelsorger in Alpen

Neben seiner Lehrtätigkeit in Alpen wurde Richard zugleich 2. Hausrat. Mit großem Eifer und Tatendrang ging er seinen Aufgaben nach. Doch es kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Henkes und dem Rektor.

mehr
1929-1931 Rückkehr nach Schönstatt

Zurück in Schönstatt unterrichtete Henkes nun Deutsch und Erdkunde. Seine Schüler freuten sich über die Rückkehr des Lehrers, der viel pädagogisches Geschick zeigte und den Schülern offen und mit Humor begegnete.

mehr
1931-1937 Lehrer und Seelsorger in Katscher

1931 war die politische Situation im Deutschen Reich weiterhin instabil, die Weltwirtschaftskrise verschärfte sich zunehmend und die Arbeitslosigkeit stieg rapide an. In dieser Zeit kam Henkes im oberschlesischen Katscher an.

mehr
1937-1940 Abschied von der Schule

1937 versetzte man Richard Henkes nach Frankenstein in Schlesien. Doch die Oberen seiner Gemeinschaften hielten es nach dem Prozess gegen Pater Henkes für ratsam, ihn 1938 aus der Schule zu nehmen und er gab seinen geliebten Lehrerberuf auf.

mehr
1940-1943 "Diesmal wird es aber ernst"

Am 26. Juni 1940 mussten die Pallottiner die Schule in Frankenstein auf Befehl der Nazis räumen. Kurz darauf, am 19. Juli 1940, wurde Henkes bei seiner gesundheitlichen Untersuchung als kriegeverwendungsfähig (kv) gemustert.

mehr
1943 "Morgen muss ich zur Gestapo" - Verhaftung in Ratibor

Die Gestapo hatte den „Volksaufwiegler“ und „Hetzpater“ schon länger im Visier. Nach seiner Predigt am 12. März 1943 in der Pfarrkirche von Branitz wurde Richard Henkes angezeigt.

mehr
10. Juli 1943: Dachau, 49642

Am 10. Juli 1943 traf Richard Henkes im Konzentrationslager Dachau ein. Es war eines der ersten von den Nazis gebauten Konzentrationslagern mit einem Krematorium mit vier Verbrennungsöfen.

mehr
1943-1944 Zwangsarbeit in Arbeitskommandos

Wie alle Häftlinge mussten die Priester nach 1942 einem der verschiedenen Arbeitskommandos angehören. Henkes kam mit seiner Einweisung auf Priesterblock 26 in das Arbeitskommando „Plantage“.

mehr
1944 Kantineneinkäufer in Block 17

Die neue Arbeitsstelle trat Richard Henkes im August 1944 an und befand sich im Zugangsblock 17, den er morgens aufsuchte und abends wieder verließ. Als Kantineneinkäufer und Schreiber war Richard eine Art Verwalter für die Männer von Baracke 17.

mehr
Ausbruch der Typhusepidemie

Gegen Kriegsende brach vor Weihnachten 1944 im KZ Dachau eine Typhusepidemie aus. Es handelt sich um eine Infektionskrankheit, die durch Kleiderläuse übertragen wird.

mehr
1944-1945 Ein Säckchen Asche

Ein entsprechendes Kommando brachte den Leichnam von Pater Richard Henkes in die Todeskammer, wo er noch am selben Tag seziert wurde. Es gelang Pfarrer Richard Schneider, den Kapo des Krematoriums dafür zu gewinnen, den Leichnam von Richard Henkes einzeln zu verbrennen.

mehr
2001 Auf dem Weg zur Seligsprechung

Die Provinzversammlung der Limburger Pallottiner-Provinz beschließt im Januar 2001, einen Seligsprechungsprozess einzuleiten.

2003 Erhebungsverfahren

Am 24. Mai 2003 eröffnet der Bischof von Limburg, in dessen Bistum der Geburtsort von Pater Richard Henkes liegt, das Diözesane Erhebungsverfahren zur Seligsprechung.

2007 Aktenübergabe

Die versiegelten Akten zu Pater Richard Henkes werden im Vatikan der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen übergeben und dort offiziell angenommen.

2013 Stolperstein in Ruppach und Strahovice

Vor dem Geburtshaus von Richard Henkes in der Hauptstraße 10 in Ruppach-Goldhausen und in der tschechischen Partnergemeinde Strahovice erinnern Stolpersteine an den Pallottinerpater und das an ihm verübte Unrecht durch die Nazis.

mehr
2018 Martyrium

Am 22. Dezember erkennt Papst Franziskus Pater Henkes‘ Sterben offiziell als „Martyrium“ an.

2019 Seligsprechung

Am 15. September 2019 feierten Hunderte Gläubige, darunter viele aus Polen und der Tschechischen Republik, die Seligsprechung von Richard Henkes durch den römischen Kurienkardinal Kurt Koch.

mehr

1900-1910

Westerwald, Ruppach

Richard Henkes war am 26. Mai 1900 in Ruppach geboren worden. Ruppach ist jenes Dorf im Westerwald, das heute mit dem Nachbarort vereint Ruppach-Goldhausen heißt, und um 1900 gut 320 Katholiken zählte. Der katholische Lehrer der Dorfschule unterrichtete 44 Kinder. „Krämersch Richard“ sagten die Leute. Denn Peter und Anna Katharina Henkes hatten neben ihrer im Westerwald damals üblichen kleinen Landwirtschaft noch den Kolonialwarenladen des Dorfes, den Krämerladen.

Krämersch Richard trug manchmal Sachen aus, wenn es ihm die Mutter auftrug. Sowieso musste er in Laden und Landwirtschaft mithelfen, damit die Familie über die Runden kam, denn die Familie hatte 13 Kinder. Vier starben schon als Kleinkinder. Richard wuchs also mit vier Brüdern und vier Schwestern auf. Mithilfe war besonders angesagt, wenn Vater Henkes außerhalb arbeitete. Die wohl berühmteste Baustelle, an der der Steinmetz mitarbeitete, war der Kölner Dom. Mittelpunkt der Familie war die Mutter, die als ernst und fromm beschrieben wird.

henkes img
Richard Henkes Eltern Anna Katharina und Peter; Richard Henkes Archiv Vallendar

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Ruppach-Goldhausen

Ruppach-Goldhausen ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Montabaur an. Die Gemeinde liegt im Westerwald nordöstlich von Montabaur am Rande des Naturpark Nassau.

aus: Wikipedia.de/Ruppach-Goldhausen

1911/1912

Schüler im neuen Studienheim Schönstatt

1911 wurde Richard gefirmt und feierte am 14. April 1912 die Erstkommunion.

Die Pallottiner halfen regelmäßig in Ruppach und Goldhausen aus. Schnell gehörten sie zum festen Bestandteil der Gemeinde. Während dieser Zeit hat sich Richard von der Missionsidee der Pallottiner begeistern lassen.

So trat Richard 1912 als Schüler im neu erbauten Studienheim Schönstatt bei den Pallottinern bei. Das jährliche Schulgeld von 400 RM stellte für die Familie eine große finanzielle Belastung dar, sodass die Familie anstatt des Schulgelds in Naturalien aus der Landwirtschaft bezahlen konnte.

henkes img
Studienheim Schönstatt (1916)

Richard Henkes gehört zum ersten Jahrgang, der das neue Studienheim bezieht. Hier spielt sich das Leben von Richard für die nächsten sieben Jahre ab. Am 25. September 1912 beginnt der Unterricht. Mit dem ersten Kurs kommt auch der neue Spiritual P. Josef Kentenich. Ihm obliegt die sittlich-religiöse Erziehung der Schüler.

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Schönstatt (Vallendar)

Schönstatt ist ein Stadtteil der Stadt Vallendar am Rhein. Hier entstand 1914 die gleichnamige Schönstattbewegung. Deren geistiger und symbolischer Mittelpunkt ist das Urheiligtum, in dessen Umkreis zahlreiche Einrichtungen der Schönstattbewegung und der Pallottiner angesiedelt sind.

aus: Wikipedia.de/Schönstatt (Vallendar)

Pallottiner

Die Pallottiner sind eine Gesellschaft apostolischen Lebens in der römisch-katholischen Kirche. Der vollständige Name lautet Gesellschaft des Katholischen Apostolates (lateinisch Societas Apostolatus Catholici, Ordenskürzel SAC, auch Pia Societas Missionum, PSM).
Die Gesellschaft des Katholischen Apostolates wurde 1846 als Bestandteil der Vereinigung des Katholischen Apostolates von dem hl. Vinzenz Pallotti in Rom gegründet; der weibliche Zweig, die Pallottinerinnen, entstand 1838.
Heute ist die Gemeinschaft auf allen Kontinenten vertreten. Sie zählt rund 2500 Mitglieder. Zu ihrer Hauptaufgabe gehört die Förderung des Laienengagements in der Kirche.

aus: Wikipedia.de/Pallottiner

1914-1916

Beginn des Ersten Weltkriegs

Pater Kentenich gründete die marianische „Congregatio major“ für die Oberstufe und die „Congregatio minor“ für die Mittelstufe, zu der auch Richard Henkes gehörte. Am 2. Februar 1916 wurde Richard Mitglied der Congragatio major und entschied sich für die Mitarbeit in der Missionssektion.

Im August 1914 wurde das neue Studienheim Reservelazarett und war bald mit Verwundeten belegt.

henkes img
Weihe von Heinrich Schulte am 8.12.1916; Archiv der Schönstattpatres, Vallendar-Schönstatt
Josef Kentenich

Josef (Joseph) Kentenich (* 16. November 1885 in Gymnich bei Köln; † 15. September 1968 in Schönstatt) war Pater in der Gesellschaft der Pallottiner, einer Gesellschaft apostolischen Lebens, und Gründer der internationalen Schönstattbewegung.

aus: Wikipedia.de/Josef_Kentenich

Erster Weltkrieg

Der Erste Weltkrieg wurde von 1914 bis 1918 in Europa, in Vorderasien, in Afrika, Ostasien und auf den Ozeanen geführt. Etwa 17 Millionen Menschen verloren durch ihn ihr Leben. Er begann am 28. Juli 1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien, der das Attentat von Sarajevo vom 28. Juni 1914 und die dadurch ausgelöste Julikrise vorausgegangen waren. Der bewaffnete Konflikt endete mit dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918, der gleichbedeutend mit dem Sieg der aus der Triple-Entente hervorgegangenen Kriegskoalition war.

aus: Wikipedia.de/Erster_Weltkrieg

1917

Soldaten-Sodale

Richard wurde am 16. Juni 1917 zum Assistenten der Missionssektion gewählt und erhielt damit auch die Verantwortung für die bereits zum Militär eingezogenen Mitglieder. Er hielt regelmäßigen und lebhaften Kontakt zu den Soldaten-Sodalen, sorgte sich um den Zusammenhalt und gab religiöse Impulse.

Nach und nach wurden immer mehr Schüler zum Wehrdienst einberufen, bis von den insgesamt 84 Mitgliedern nur noch 14 Sodale im Studienheim lernten. Richard war einige Wochen von der Euphorie in Deutschland so angetan, dass er sich sogar freiwillig melden wollte.

henkes img
Soldaten-Sodalen im Heimaturlaub
Marianische Kongregation (Sodale / Missionssektion)

Von P. Kentenich am 19. April 1914 im Studienheim Schönstatt für die dortigen Schüler gegründet, war die Marianische Kongregation in eine Eucharistische und eine Missionssektion eingeteilt. Seit 1916 wurden in der “Außenorganisation” auch auswärtige Schüler und Soldaten aufgenommen. 1919 ging die Marianische Kongregation in den Apostolischen Bund über.

aus: Lexikon Josef-Kentenich-Institut

1918

Soldatenleben

Am 23. März 1918 musste Richard zur Musterung nach Koblenz und wurde „kriegsverwendungsfähig Infanterie“ geschrieben. In Montabaur legte er am 21./22. Mai 1918 das staatliche Einjährigenexamen ab, das die Voraussetzung für eine Offizierslaufbahn ist. Am 21. Juni 1918 rückte Henkes in die Kaserne ein, zunächst in Griesheim, dann in Darmstadt.

Von der Jubel-Euphorie von 1914 war bald nichts mehr übrig. Sein Bruder Karl war schwer verwundet, sein bester Freund Hans Wormer gefallen und sein Blick auf Militär und Politik wurde Woche um Woche kritischer. In der Kaserne blieb Henkes bei der Reserve Infanterie Reg. 118, 2. Komp. 4 bis zum 26. November 1918. Zum befürchteten Fronteinsatz kam es nicht. Richard wollte kein „Kanonenfutter“ werden und sehnte sich nach dem Ende des Krieges. Schließlich kehrte er nach seiner Entlassung am 26. November 1918 nach Schönstatt zurück und bereitete sich auf das Abitur vor.

henkes img
Kavallerie-Kaserne in Darmstadt (1899)

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Hans Wormer

Hans Wormer, geb. am 06.10.1898 in Heidelberg, gefallen am 15.07.1917 bei Cambrai. Er kam im September 1913 nach Schönstatt, gehörte zur Klasse von J. Engling und wurde mit ihm am 11.4.1915 in die Congregatio Minor aufgenommen.

aus: Lexikon Josef-Kentenich-Institut

1919-1921

Auf dem Weg zum Noviziat

Im Juli legte Richard seine schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen ab und erhielt das Reifezeugnis.

henkes img
Schüler des Studienheims der Pallottiner (1919), Zentrales Provinzarchiv der Pallottiner, Limburg

Wenig später begann er mit den Exerzitien vom 17. bis 24. September 1919 und der Einkleidung am 24. September zusammen mit 22 Priester- und 10 Brüderkandidaten das zweijährige Noviziat in Limburg. Hier befindet sich das Missionshaus der Pallottiner, das die Gemeinschaft 1892 gründete.

Von Limburg aus verbreitete sich die Gemeinschaft im Laufe der Jahre auch nach Australien, Südafrika, Amerika und Polen. Das Missionshaus versorgte die Missionare und kümmerte sich um den Nachwuchs. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs studierten in Limburg die Pallottiner-Studenten Philosophie und Theologie

henkes img
Spaziergang mit Verwandten (1921)

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Exerzitien

Exerzitien (von lateinisch exercere ‚üben‘) sind geistliche Übungen, die abseits des alltäglichen Lebens zu einer intensiven Besinnung und Begegnung mit Gott führen sollen. Sie werden einzeln oder in Gruppen durchgeführt und können von einigen Stunden bis mehrere Wochen oder Monate dauern. Grundlegende Elemente sind Gebet, Meditation, Lectio divina, Fasten, Schweigen, Gespräche mit einem Exerzitienbegleiter und körperliche oder künstlerische Betätigung (Ora et labora, Ikonographie).

aus: Wikipedia.de/Exerzitien

Noviziat

Das Noviziat (von lateinisch novicius, ‚Neuling‘) ist die Zeit der Ausbildung, in der jemand, der neu in eine christliche Ordensgemeinschaft eingetreten ist, sich in der Ausbildung und Vorbereitung auf die zeitlichen Ordensgelübde befindet. Die neu in die Gemeinschaft Aufgenommenen werden als Novize, beziehungsweise Novizin, bezeichnet. m Noviziat wird der Novize durch die Gemeinschaft geprüft, ob er dazu berufen ist, die Ordensgelübde (in der Regel die drei evangelischen Räte Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam) zu halten und die Fähigkeit und Neigung hat, im Orden und der konkreten Gemeinschaft zu leben. Desgleichen ist der Novize dazu aufgerufen, sich selbst zu prüfen und den Orden möglichst gut kennenzulernen, um eine vor Gott, dem eigenen Gewissen und den Oberen verantwortete Entscheidung für oder gegen die Ablegung der Profess zu treffen.

aus: Wikipedia.de/Noviziat

Pallottiner in Deutschland

1892 kamen die Pallottiner erstmals nach Deutschland und bezogen dort ihr erstes Domizil, den Walderdorffer Hof in Limburg an der Lahn. Ihr Ziel war es zunächst, die ihnen 1890 übertragene Kamerun-Mission von dort aus zu leiten. Weil das Anwesen jedoch zu klein wurde, erwarb die Gemeinschaft 1896 ein Grundstück in Limburg und errichtete, unter einer beachtlichen Eigenleistung, dort ihr Missionshaus. 1927 erbauten sie ebenfalls auf diesem Gelände die Marienkirche.

aus: Wikipedia.de/Pallottiner

Pallottiner in Limburg (Missionshaus)

Das Missionshaus der Pallottiner wurde 1897 erbaut, nachdem die Gemeinschaft 1892 nach Limburg gekommen war mit dem Auftrag, in der damaligen Kolonie Kamerun zu missionieren. Generationen von Brüdern wurden in den zahlreichen Werkstätten ausgebildet; bis 1945 war hier die Theologische Hochschule der Gemeinschaft.

aus: Pallottiner.org

1921-1925

Studienjahre und Primiz

Am 1. Oktober 1921 begann das zweite Studienjahr. Neben der wissenschaftlichen Ausbildung lief auch die religiöse Ausbildung weiter. Die zweite Weihe legte Richard am 24. September 1922 ab, die dritte Weihe ein Jahr später.

henkes img
Henkes im Weihekurs; Richard Henkes Archiv, Vallendar
Weihesakrament

Das Sakrament der Weihe oder Sakrament der Ordination (lateinisch ordinatio, „Aufnahme in den jeweiligen ordo“), auch Sakrament der Handauflegung, ist in vielen christlichen Konfessionen ein Sakrament, durch das der Geweihte eine Sendung und Vollmacht erhält, im Namen Christi für die Kirche zu handeln.
Die Weihe umfasst drei geordnete Stufen: den Diakonat (Diakonweihe), den Presbyterat (Priesterweihe) und den Episkopat (Bischofsweihe), wobei nur in letzterem als höchster Weihestufe die Fülle des Sakraments vereint ist. Der Empfang der Weihe führt zur Aufnahme in den Klerus und zur Inkardination in eine Diözese oder Ordensgemeinschaft.

aus: Wikipedia.de/Weihesakrament

Pallottiner

Ruppach-Goldhausen ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Montabaur an. Die Gemeinde liegt im Westerwald nordöstlich von Montabaur am Rande des Naturpark Nassau.

aus: Wikipedia.de/Ruppach-Goldhausen

Eine innere Zereißprobe

Die Jahre von 1921 bis 1925 stellten für Henkes eine Krisenzeit dar und waren geprägt von fundamentalen Glaubensfragen und seinem ambivalenten Verhältnis zu Pater Kentenich.

Seine innere Not drückte Henkes in Briefen aus. Der sich seines Gottes bislang so sichere junge Mann litt immer mehr an innerer Leere. Zeitweilig wollte Richard nicht mehr leben. Hilfe suchte er in Briefen an seinen Spiritual Pater Kentenich. In Limburg vertraute sich Richard keinem an. Doch die ersehnte Hilfe blieb aus. Die Gründe hierfür sind nicht bekannt und eine Distanz zwischen Henkes und Kentenich sollte bleiben.

Richard kämpfte sich durch, löste sich von der Autorität seines Seelenführers Kentenich und entdeckte ein gewandeltes Gottesbild, in dem die Gnade eine starke Rolle spielt. Er wusste nun: „Ich will in der Hauptsachte Opferpriester werden, Kreuzträger für andere.“

Spiritual

Der Spiritual bekleidet ein Amt in katholischen oder evangelischen Einrichtungen. Spirituale sind vor allem zur geistlichen Begleitung in Ordensgemeinschaften und Priesterseminaren tätig. In der römisch-katholischen Kirche ist ein Spiritual immer Priester.

aus: Wikipedia.de/Spiritual

Kontroverse um Josef Kentenich

Eigentlich sollte Josef Kentenich seliggesprochen werden. Bereits seit 45 Jahren läuft der entsprechende Prozess. Doch jetzt sind Dokumente aufgetaucht, die ein anderes Bild zeichnen. Darin wird dem Gründer der internationalen Schönstattbewegung systematischer Machtmissbrauch und sexueller Missbrauch vorgeworfen.

aus: katholisch.de

Priesterweihe

Am 6. Juni 1925 wurde Richard Henkes zusammen mit seinen Kursmitbrüdern von Bischof Augustinus Kilian zum Priester geweiht. Einen Tag später feierte Henkes seine Primiz in Ruppach.

henkes img
Richard Henkes an seiner Primizfeier (1921); privat

Im Jahr der Priesterweihe wurde auch Thérèse von Lisieux heiliggesprochen. Die Karmelitin war die Heilige der Jugend der 1920er Jahre und auch Richard sprach ihre Gottesinnerlichkeit und Gottsuche an, was das von ihm gewählte Primizbild verdeutlicht: Es zeigt Theresia von Lisieux vor Maria mit dem Jesuskind über dem Petersdom auf einer Wolke schweben.

henkes img
Primizbild (1921); Richard Henkes Archiv, Vallendar

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Primiz

Unter einer Primiz (lateinisch primitiae ‚Erstlingsfrüchte‘, ‚erster Ertrag‘) versteht man grundsätzlich die erste von einem römisch-katholischen Priester als Hauptzelebrant gefeierte heilige Messe.

aus: Wikipedia.de/Primiz

Augustinus Kilian

Augustinus Kilian (* 1. November 1856 in Eltville; † 30. Oktober 1930 in Limburg an der Lahn) war von 1913 bis zu seinem Tod 1930 römisch-katholischer Bischof von Limburg.

aus: Wikipedia.de/Augustinus_Kilian

Thérèse von Lisieux

Thérèse von Lisieux (* 2. Januar 1873 in Alençon, Frankreich; † 30. September 1897 in Lisieux, Frankreich), Ordensname Thérèse de l’Enfant Jésus et de la Sainte Face (Theresia vom Kinde Jesus und vom heiligen Antlitz), war eine französische Unbeschuhte Karmelitin. Sie wird in der römisch-katholischen Kirche als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Ihre Eltern Zélie und Louis Martin wurden 2015 ebenfalls heiliggesprochen, für ihre Schwester Léonie wurde im selben Jahr der Seligsprechungsprozess eröffnet.

aus: Wikipedia.de/Therese_von_Lisieux

1926

Lehrer mit Leidenschaft

Richard schloss seine Studien in Limburg ab und begann als Lehrer in Schönstatt. Dort unterrichtete er die Fächer Latein, Deutsch und Religion in der Sexta sowie Geschichte in der Obertertia. Henkes verstand es, die Schüler zu begeistern.

henkes img
Richard Henkes als Lehrer in Schönstatt (1926), Archiv der Schönstattpatres

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

1927-1928

Ein ungeduldiger Patient

Gesundheitliche Probleme machten sich im Mai 1927 bei Henkes bemerkbar.

Während dies zunächst auf Überanstrengung zurückgeführt wurde, stellte sich bei einer Untersuchung im St. Maria-Josef-Krankenhaus in Ahrweiler heraus, dass er an einer schweren Lungentuberkulose erkrankt war. Das ist damals nicht ungewöhnlich, bedeutete aber oftmals lange Krankenhaus- und Kuraufenthalte; manchmal auch den Tod. Allerdings fiel es Henkes schwer, die verordnete Ruhe und Schonung einzuhalten. Er nahm seine Erkrankung zu sehr auf die leichte Schulter, weshalb die Schwestern das fahrlässige Verhalten kritisierten.

Die Ärzte schickten Richard zur weiteren Behandlung im Juli 1927 nach St. Blasien und Menzenschwand in den Schwarzwald. Eine Versetzung in die Mission in Südafrika wegen des dort guten Klimas für Lungenkranke lehnte Henkes ab.

henkes img
Sanatorium St. Blasien, Liegehalle im Tannenwald (1914) aus: Sanatorium St. Blasien Heilanstalt für Lungenkranke, C.A. Wagner Freiburg

Schließlich war er genesen und trat in der ersten Jahreshälfte 1928 wieder als Lehrer seinen Dienst an.
Allerdings wurde Richard nach Alpen am Niederrhein versetzt, wo die Gemeinschaft ein Studienheim aufbaute.

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Tuberkulose

Die Tuberkulose (kurz Tb oder Tbc; so benannt von dem Würzburger Kliniker Johann Lukas Schönlein wegen des charakteristischen histopathologischen Bildes, von lateinisch Tuberculosis, von lateinisch tuberculum‚ kleine Geschwulst) ist eine weltweit durch Bakterien verbreitete Infektionskrankheit. Die früher auch als Schwindsucht bezeichnete Erkrankung wird durch verschiedene Mykobakterien verursacht. Beim Menschen ist die Lungentuberkulose die häufigste Form. Bei Immundefekten zeigt sich vermehrt auch ein Befall außerhalb der Lunge.

aus: Wikipedia.de/Tuberkulose

Sanatorium St. Blasien

Das Sanatorium St. Blasien war eine Lungenheilstätte in St. Blasien im Schwarzwald, die von 1881 bis 1969 bestand und stationäre Behandlung sowie Vorsorge- und Sicherungsheilverfahren bei Tuberkulose anbot.

aus: Wikipedia.de/Sanatorium_St._Blasien

1928-1929

Lehrer und Seelsorger in Alpen

Neben seiner Lehrtätigkeit in Alpen wurde Richard zugleich 2. Hausrat. Mit großem Eifer und Tatendrang ging er seinen Aufgaben nach. Doch es kam zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Henkes und dem Rektor, was 1929 erstmals zur Auseinandersetzungen aufgrund des Briefverkehrs zwischen Richard Henkes und einem „Fräulein aus Ahrweiler“ führte.

Der Rektor meldete dies und Henkes wurde „wegen seines sittlichen Verhaltens“ aufgefordert, den Briefwechsel aufzugeben. Die Streitigkeiten zogen sich und schließlich versetzte man Richard nach Schönstatt, wo er am 13. September 1929 wieder eintraf.

Alpen (Niederrhein)

Die Gemeinde Alpen liegt am unteren Niederrhein im Nordwesten des Bundeslands Nordrhein-Westfalen und ist eine kreisangehörige Gemeinde des Kreises Wesel im Regierungsbezirk Düsseldorf.

aus: Wikipedia.de/Alpen_(Niederrhein)

1929-1931

Rückkehr nach Schönstatt

Zurück in Schönstatt unterrichtete Henkes nun Deutsch und Erdkunde. Seine Schüler freuten sich über die Rückkehr des Lehrers, der viel pädagogisches Geschick zeigte und den Schülern offen und mit Humor begegnete.

Seine Methoden stießen jedoch nicht bei allen auf Zustimmung. Ungewöhnliche Aufsatzthemen über leere Zigarettenschachteln oder die eigene Hosentasche sorgten für Diskussion und die Kollegen lehnten dies als banal, unpassend oder hypermodern ab.

henkes img
Henkes beim Spaziergang

Was den Schülern gefiel, darüber rümpften die Lehrerkollegen die Nase. Das Gerede über den Briefwechsel schien da ganz gelegen zu sein.

Die damaligen Ordensregeln der Pallottiner waren im Umgang mit Frauen sehr eng gefasst. Die Mitglieder sollten „der Vertraulichkeit mit Frauen ernstlich aus dem Wege gehen und weder am unrechten Ort noch zu unpassender Zeit allein mit ihnen sprechen“.

henkes img
v.l. P. Andreas Schäfer. P. Breunig, P. Richard Henkes (1930); Archiv der Schönstattpatres

So sprach Provinzial P. Johannes Baumann am 2. Juli 1931 eine kanonische Ermahnung wegen ungehörigen und unerlaubten Benehmens Personen anderen Geschlechts gegenüber aus.

Eine kurzfristige Folge der kanonischen Ermahnung dürfte die Versetzung nach Katscher in Oberschlesien gewesen sein.

1931-1937

Lehrer und Seelsorger in Katscher

1931 war die politische Situation im Deutschen Reich weiterhin instabil, die Weltwirtschaftskrise verschärfte sich zunehmend und die Arbeitslosigkeit stieg rapide an.

In dieser Zeit kam Henkes im oberschlesischen Katscher an. Die Pallottiner hatten hier am 7. April 1930 das Vinzenz-Pallotti-Kolleg eröffnet, ebenfalls eine Nachwuchsschule für die unteren Klassen. Der Schulbetrieb begann mit anfangs 48 Schülern in drei Klassen. Später waren es durchschnittlich 50 bis 60 Schüler.

Wenngleich Richard nicht von allen Mitbrüdern gleich mit Begeisterung aufgenommen wurde – vielleicht aufgrund der kanonischen Ermahnung –, begegnete ihm der Rektor, P. Heinrich Grote, fair und verständnisvoll. Und auch der nachfolgende Rektor, P. Peter Hahn, wusste die gute Arbeit des aufmerksamen und feinfühligen Richard Henkes zu schätzen. Als Lehrer verstand es Henkes, seine Schüler mitzureißen und zu begeistern.

henkes img
Richard Henkes (1936)

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Kietrz (Katscher)

Kietrz (deutsch Katscher, tschechisch Ketř) ist eine Stadt im Süden Oberschlesiens in Polen. Sie ist Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde mit etwa 10.900 Einwohnern.

aus: Wikipedia.de/Kietrz

Vinzenz-Pallotti-Kolleg (Katscher)

Nach dem ersten Weltkrieg beschlossen die Pallottiner sich auch in Schlesien niederzulassen und erhielten dafür 1919 vom Breslauer Fürstbischof Adolf Bertram die Erlaubnis. (...) 1923/1924 bauten und eröffneten sie ihr Missionshaus in Frankenstein. 1930 errichteten sie die ein Pallotti-Gymnasium in Katscher (heute: Kietrz).

aus: Pallottiner.org

Auf der Kanzel ein Löwe

Am 30. Januar 1933 begann die Herrschaft der Nationalsozialisten und Adolf Hitler wurde Reichskanzler.

Richard Henkes setzte sich mit der Politik des Nationalsozialismus auseinander und ging auf Distanz. So ließ er den Schülern bei Ausflügen und Exkursionen viele Freiheiten, aber Nazi-Lieder wollte Henkes nicht hören. Er war aus tiefster Überzeugung ein Gegner des nationalsozialistischen Welt- und Menschenbilds und bezog klar Position: „Auf der Kanzel ein Löwe, im Beichtstuhl ein Lamm."

Henkes war ein begnadeter Seelsorger und Prediger. Nach kurzer Zeit galt er in Katscher und der Umgebung als anerkannte Autorität. Was Richard Henkes sagte, hatte Gewicht und so predigte er bald auch in größeren Städten wie Ratibor, Hindenburg, Beuthen und Gleiwitz.

So berichtet Elisabeth Wolf aus Katscher:

„Seine Fastenpredigten waren Stadtgespräch. Jedesmal wenn er predigte, war unsere Kirche gerammelt voll, ein Gemisch aus Gläubigen und Neugierigen. Man spürte, daß er das zu sagen wagte, was viele von uns nicht mehr zu sagen wagten. Zudem war auch bekannt, daß ein Herr von der Gestapo irgendwo im Winkel saß. Er ließ es sich nicht nehmen, den bewußten Herrn zu provozieren: ‚Ersparen sie sich Ihr Stenogramm! In der Sakristei können Sie jederzeit eine Kopie abholen‘.“

Machtergreifung

Mit Machtergreifung (auch Machtübernahme oder Machtübergabe) oder Machtergreifung der Nationalsozialisten wird die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 bezeichnet. Hitler übernahm an diesem Tag die Führung einer Koalitionsregierung von NSDAP und nationalkonservativen Verbündeten (DNVP, Stahlhelm), in der neben ihm zunächst nur zwei Nationalsozialisten Regierungsämter bekleideten; dies waren Wilhelm Frick als Reichsinnenminister und Hermann Göring als Reichsminister ohne Geschäftsbereich. Zusätzlich zur eigentlichen Ernennung umfasst der Begriff die anschließende Umwandlung der bis dahin bestehenden parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik und deren Verfassung in eine nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip agierende zentralistische Diktatur.

aus: Wikipedia.de/Machtergreifung

Im Visier der Gestapo

1934 wurde Richard Henkes Vizedirektor der pallottinischen Niederlassung in Katscher. Es war eine Zeit der permanenten Überforderung und Henkes schonte sich nicht.

Im selben Jahr wurde in Köln eine Überwachungsstelle für das nationalsozialistische Schriftgut gegründet, eine Abwehrstelle gegen nationalsozialistisches Gedankengut. Henkes verbreitete diese Broschüren und nutzte die Kanzel als Ort der Vermittlung. In seinen Predigten und Vorträgen sprach er die antichristliche Propaganda, die deutsche Glaubensbewegung, die Verfahren gegen Geistliche, die Sittlichkeitsprozesse, das Verbot zu religiösen Schriften, den Raubzug gegen kirchliches Eigentum und die NS-Schulpolitik an.

Wenngleich Richard nicht von allen Mitbrüdern gleich mit Begeisterung aufgenommen wurde – vielleicht aufgrund der kanonischen Ermahnung –, begegnete ihm der Rektor, P. Heinrich Grote, fair und verständnisvoll. Und auch der nachfolgende Rektor, P. Peter Hahn, wusste die gute Arbeit des aufmerksamen und feinfühligen Richard Henkes zu schätzen. Als Lehrer verstand es Henkes, seine Schüler mitzureißen und zu begeistern.

Im September 1936 erkrankte Henkes schließlich ernsthaft. Nach einem mehrwöchigen Krankenhausaufenthalt brach er seine Kur jedoch ab, als der Rektor in Katscher selbst erkrankte und Henkes zusätzlich dessen Aufgaben übernehmen musste.

Während dieser Zeit wurde Richard Henkes zum ersten Mal bei der Gestapo angezeigt. Er nahm als Vizerektor von Katscher am Provinzkapitel in Limburg teil und fuhr anschließend in die nahegelegene Heimatgemeinde Ruppach. Ein paar Männer sprachen Henkes auf dem Weg vom Bahnhof zum Elternhaus auf die politischen Verhältnisse an. Henkes nahm dazu in der Sonntagspredigt mit dem Thema „Was ist in der Welt los?“ am 7. März 1937 Stellung. Die Predigt hatte für großes Aufsehen gesorgt und nicht allen im Ort gefiel, was Richard Henkes zu sagen hatte.
Es folgte eine Anzeige.

Laut der Gestapo Frankfurt soll Henkes „sich in der Kirche zu Ruppach am 7.3.37 in staatsfeindlichem Sinne geäußert haben. Der Landrat in Westerburg wurde heute gebeten, weitere Ermittlungen in der Richtung des Heimtückegesetzes und des § 30/a anzustellen.“ Er kam mit einer offiziellen Verwarnung davon, doch seine Familie riet zur Vorsicht.

henkes img
Exerzitien in Branitz
Geheime Staatspolizei (Gestapo)

Die Geheime Staatspolizei, kurz Gestapo genannt (bis 1936 auch Gestapa für Geheimes Staatspolizeiamt), war die politische Polizei des deutschen NS-Regimes von 1933 bis 1945. Sie besaß weitreichende, unkontrollierte Machtbefugnisse bei der Bekämpfung politischer Gegner, zu denen nicht nur Oppositionelle, sondern nach der nationalsozialistischen Ideologie etwa auch Juden, Roma, „Asoziale“ und Homosexuelle gehörten. Die Gestapo war berüchtigt für ihre brutalen Foltermethoden sowie eine der Hauptverantwortlichen für den Holocaust und Porajmos. In den Nürnberger Prozessen wurde sie daher zu einer verbrecherischen Organisation erklärt.

aus: Wikipedia.de/Geheime_Staatspolizei

Mit brennender Sorge

Richard Henkes beteiligte sich ebenso an der Vervielfältigung und Verbreitung der Enzyklika „Mit brennender Sorge“ von Papst Pius XI. und soll sie am 21. März 1937 dreimal von der Kanzel verlesen haben: zweimal in Hindenburg und einmal in Ratibor.
Henkes nutzte die Enzyklika als Grundlage für seine Vorträge, Exerzitien und Predigten.

Es war letztlich nur eine Frage der Zeit, wann die Gestapo den regimekritischen Priester aus dem Weg schaffen würde. Der sogenannte „Kanzelparagraph“ (§ 130a RStGB) ermöglichte es den Nazis, gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutze der Parteiuniformen vorzugehen und Regimekritiker einzuschüchtern und zu bestrafen.

Doch für Richard Henkes war klar: „Einer muss da sein, es zu sagen“.

henkes img
Ausschnitt Graphic Documentary; Drushba Pankow
Mit brennender Sorge - Enzyklika von Papst Pius XI.

Mit brennender Sorge ist eine Enzyklika von Papst Pius XI. in deutscher Sprache. Die Enzyklika wurde am 14. März 1937 unterzeichnet und am Palmsonntag, dem 21. März veröffentlicht. Das päpstliche Rundschreiben behandelt die bedrängte Lage der römisch-katholischen Kirche im damaligen Deutschen Reich und verurteilt Politik und Ideologie des Nationalsozialismus.

aus: Wikipedia.de/Mit_brennender_Sorge

Kanzelparagraph

Der Kanzelparagraph war von 1871 bis 1953 (Bundesrepublik Deutschland) bzw. 1968 (Deutsche Demokratische Republik) eine Vorschrift des deutschen Strafgesetzbuches, die den Geistlichen aller Religionen in der Ausübung ihres Amtes eine Stellungnahme zu politischen Angelegenheiten mit Androhung einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren untersagte.

aus: Wikipedia.de/Kanzelparagraph

Verunglimpfung der Person des Führers

Die zweite Anzeige erfolgte in Katscher.
Henkes witzelte in einer Familie nach dem Absturz des Luftschiffs Hindenburg: „Schade, dass das Luftschiff ‚Hindenburg‘ und nicht ‚Hitler‘ geheißen hat, dann könnte man sagen, er sei geplatzt.“

Die Aussage von Pater Henkes wurde zur Anzeige gebracht und eine Vernehmung folgte. Die Anklage wirft Henkes am 26. November 1937 „eine gehässige, hetzerische und böswillige Verunglimpfung des Führers“ vor, die geeignet sei, „das Vertrauen des Volkes zur politischen Führung zu untergraben.“

Richard Henkes drohte die Verurteilung. Doch Richard hatte Glück, denn er fiel unter das Amnestiegesetz nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, sodass der Oberstaatsanwalt am 19. Mai 1938 das Verfahren einstellte.

henkes img
Exerzitien in Branitz
Anschluss Österreichs

Als „Anschluss“ Österreichs oder kurz „Anschluss“ werden seit 1938 vor allem die Vorgänge bezeichnet, mit denen österreichische und deutsche Nationalsozialisten im März 1938 die Eingliederung des Bundesstaates Österreich in das nationalsozialistische Deutsche Reich veranlassten. In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1938 lösten nach telefonischen Drohungen des Reichsministers und Vierjahresplan-Beauftragten Hermann Göring noch vor dem Einmarsch deutscher Truppen österreichische Nationalsozialisten das austrofaschistische Ständestaatsregime ab. Vom 12. März an übernahmen Wehrmacht-, SS- und Polizeieinheiten das Kommando. Die vom Bundespräsidenten Wilhelm Miklas in dieser Nacht bestellte nationalsozialistische Bundesregierung unter Arthur Seyß-Inquart führte am 13. März 1938 im Auftrag von Adolf Hitler, der tags zuvor in Österreich eingetroffen war, den „Anschluss“ administrativ durch. Er bewirkte sukzessive das völlige Aufgehen Österreichs im Deutschen Reich und die Beteiligung vieler Österreicher an den nationalsozialistischen Verbrechen. Beträchtliche Teile der österreichischen Bevölkerung begrüßten den „Anschluss“ mit Jubel, für andere, insbesondere die Juden Österreichs, bedeutete der „Anschluss“ Entrechtung, Enteignung und Terror.

aus: Wikipedia.de/Anschluss_Österreichs

1937-1940

Abschied von der Schule

1937 versetzte man Richard Henkes nach Frankenstein in Schlesien. Doch die Oberen seiner Gemeinschaften hielten es nach dem Prozess gegen Pater Henkes für ratsam, ihn 1938 aus der Schule zu nehmen und er gab seinen geliebten Lehrerberuf auf.

Vor dem Beginn der Sommerferien 1938 war der letzte Schultag für Pater Henkes.
Georg Reitor, damals Schüler in Frankenstein, berichtet, dass Henkes Lieder der christlichen Jugend mit denen der Hitlerjugend verglich und vor deren Inhalten und Folgen warnte.

Reitor schreibt:

„Er sprach weiter: ‘Und jedes Volk zahlt dafür irgendwann einmal. Wenn es nur bei den Liedern bliebe. Aber da Lieder ein gefährliches Narkotikum sind – Opium fürs Volk – und wir dazu neigen, ihre Inhalte heilig ernst zu nehmen – also beim Wort – fürchte ich mich und warne vor ihnen. Wir sollten uns darum bemühen, unseren berechtigten Stolz anders zu verstehen, als in Aufmärschen und kraftvollen Demonstrationen, in Uniformen, und überheblichen Parolen, gesichert in der stumpfen Ballung der Massen.’ Er schwieg; doch dann sagte er sehr leise: ‘Kein gutes Gespräch zum Abschied. Ich habe versucht, euch auf das Leben vorzubereiten. Ob meine Vorbereitungen auch’ – da brach er ab, sagte nur noch: ‘das Leben ist der Ernstfall’. Ende der Schulstunde.“
henkes img
Ausschnitt Graphic Documentary, Drushba Pankow

Danach arbeitete Richard von Frankenstein aus als Jugendseelsorger und Exerzitienmeister vor allem in Branitz. Henkes predigte in den großen Kirchen Oberschlesiens und auf dem Annaberg.

Johannes Schweer aus Katscher erinnert sich:

„Er hielt regelmäßig Predigten bei den Männerwallfahrten auf dem St. Annaberg, (…) denen nicht selten bis zu 12.000 junge Männer zusammenkamen. (…) Pater Richard Henkes war sehr bald bekannt wegen seiner staatskritischen Predigten.“

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Schönstatt

Ruppach-Goldhausen ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Montabaur an. Die Gemeinde liegt im Westerwald nordöstlich von Montabaur am Rande des Naturpark Nassau.

aus: Wikipedia.de/Ruppach-Goldhausen

Pallottiner

Ruppach-Goldhausen ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Montabaur an. Die Gemeinde liegt im Westerwald nordöstlich von Montabaur am Rande des Naturpark Nassau.

aus: Wikipedia.de/Ruppach-Goldhausen

1940-1943

„Diesmal wird es aber ernst“

Am 26. Juni 1940 mussten die Pallottiner die Schule in Frankenstein auf Befehl der Nazis räumen.

Kurz darauf, am 19. Juli 1940, wurde Henkes bei seiner gesundheitlichen Untersuchung als kriegeverwendungsfähig (kv) gemustert. Um der Einberufung durch die Wehrmacht zu entgehen, wurde Henkes 1941 vom Generalvikar Joseph Martin Nahthan als Pfarrverwalter in Strandorf im Hultschiner Ländchen (heute Tschechien) eingesetzt.
Es sollte die letzte Station seines Wirkens vor der Verhaftung durch die Gestapo sein.

Schnell richtete sich Pater Henkes in der Gemeinde Standorf ein und übernahm als Wirtin und Haushälterin Paula Miketta von seinem Vorgänger. Sie übernahm später für die Zeit im KZ Dachau die wichtige Rolle der Korrespondentin.

Mit dem neuen Seelsorger veränderte sich auch manches: Kinder wurden in den Gottesdienst einbezogen und erzählten selber. Jede Woche gab es einen Kindergottesdienst und im Religionsunterricht verstand es Richard die Kinder zu motivieren und zu begeistern.

Zunehmend musste Henkes der Gemeinde aufgrund der großen Zahl an gefallenen und vermissten Soldaten Trost spenden. Aber er schrieb auch den Soldaten im Feld oder den Frauen und Männern, die zum Arbeitseinsatz fortgeschickt wurden.

Im Verborgenen lernte Richard bei seinem tschechischen Frisör in Chuchelna die tschechische Sprache und bildete eine Gruppe, die Verfolgte und Gefangene des Naziregimes unterstützte.

henkes img
Paula Miketta in Strandorf, Richard Henkes Archiv, Vallendar

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Strahovice (Strandorf)

Strahovice ist eine Gemeinde und ein Dorf im Bezirk Opava in der Mährisch-Schlesischen Region der Tschechischen Republik. Es hat etwa 900 Einwohner. Es ist Teil der historischen Region Hlučín.

aus: Wikipedia.de/Strahovice

Volksaufwiegler, Hetzpater, Verräter

Henkes fand klare Worte gegen das Menschenbild der Nazis und übte offen Kritik an der Staatsführung. Damit befand er sich im direkten Konfrontationskurs mit der Gestapo.

1941 sorgte Richard Henkes für die Verbreitung und Vervielfältigung der drei Predigten von Clemens August von Galen. Der Münsteraner Bischof übte scharfe Kritik am sogenannten Euthanasieprogramm der Nazis.

Im August 1942 besuchte Richard zum letzten Mal seine Familie in der Heimat. Sicherlich war dabei über die Tötung Unschuldiger im nahegelegenen Hadamar gesprochen worden. Henkes wusste ebenso um die Ermordung schlesischer Patienten in der Heil- und Pflegeanstalt in Branitz.

henkes img
Exerzitien in Branitz
Clemens August Graf von Galen

Clemens August Graf von Galen (* 16. März 1878 in Dinklage, Oldenburger Münsterland; † 22. März 1946 in Münster, Westfalen) war ein deutscher Bischof und Kardinal. Er war von 1933 bis 1946 Bischof von Münster. Bekannt wurde er vor allem durch sein öffentliches Auftreten gegen die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ in der Zeit des Nationalsozialismus. 1946 wurde er zum Kardinal erhoben und 2005 seliggesprochen.

aus: Wikipedia.de/Clemens_August_Graf_von_Galen

Branitzer Heil- und Pflegeanstalten

Die Branitzer Heil- und Pflegeanstalten waren eine psychiatrische Klinik in Branice (deutsch Branitz). Sie zählte zum Marienstift. Heute befindet sich darin das Samodzielny Wojewódzki Szpital dla Nerwowo i Psychicznie Chorych w Branicach. Heutiger Träger ist die Milde Stiftung St. Marienstift in Branitz.

aus: Wikipedia.de/Branitzer_Heil-_und_Pflegeanstalten

1943

„Morgen muß ich zur Gestapo“ – Verhaftung in Ratibor

Die Gestapo hatte den „Volksaufwiegler“ und „Hetzpater“ schon länger im Visier. Nach seiner Predigt am 12. März 1943 in der Pfarrkirche von Branitz wurde Richard Henkes angezeigt.

Die Stapostelle für wichtige staatspolizeiliche Ereignisse fasste den Inhalt der Predigt so zusammen:

„Man braucht heute keine intelligenten Menschen mehr, sondern den Herdenmenschen, den Hammel. Am liebsten hätte man für ihn eine Uniform.

Im dritten Jahrhundert haben die Leute für ihren christlichen Glauben gekämpft, haben alles hergegeben, haben ihre Existenz aufs Spiel gesetzt, ihre Kinder, ihre Familie, sogar ihr Leben. So wird das auch wieder werden.

Wir haben heute bei der Erziehung unserer Kinder in den Schulen nichts mehr zu sagen. Wir haben draußen nichts mehr zu sagen, und wir haben bald auch hier nichts mehr zu sagen.

Wenn ich in meiner Heimat am Rhein hinausziehe, sieht man Kirchen, die nach römischen Legionsführern benannt sind. Die Männer waren so treu, dass man die Kirche nach ihrem Namen benannte. Ich möchte heute den katholischen Offizier sehen, der so treu ist, dass man auf seinen Namen eine Kirche bauen könnte.“

Am Palmsonntag 1943 spürten seine Mitbrüder Pater Walter Schell, Pater Home Hermann, Pater August Urban und Bruder Hermann Bauer, dass Richard nicht wie sonst war.
Es war das letzte Beisammensein der Freunde, zu dem Richard eingeladen hatte, um seinen Namenstag zu feiern. Die Stimmung war gut, nur Richard wirkte ernst und bedrückt. Als sich die Freunde am Abend verabschiedeten, erfahren sie den Grund.

„Morgen muß ich zur Gestapo. Ob sie mich wieder laufen lassen, weiß ich nicht; das könnt Ihr ja morgen erfahren. Wenn ich dann nicht da bin, komme ich nicht mehr wieder.“

Am 8. April 1943 wurde Richard nach Ratibor einbestellt und „weil Sie die Kanzel zur Aufwiegelung des Volkes mißbraucht haben, hat der Chef der Gestapo für Sie auf Kriegsdauer die Schutzhaft angeordnet“, lautete das Urteil. Die Stapostelle stützte sich dabei auf Material, das sie durch Spitzel aus seinen Predigten hatte sammeln lassen.

Die Schutzhaft war eines der schlagkräftigsten Instrumente der Nationalsozialisten, um gegen unliebsame Gegner des Regimes vorzugehen. Die Gestapo konnte hierdurch völlig willkürlich und ohne jegliche rechtsstaatliche Bindung handeln. Man war, wie Richard Henkes, dem NS-Regime ausgeliefert.

henkes img
Kanzel in der Pfarrkirche von Branitz, N. Hannappel

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Schutzhaft

Schutzhaft war in der Zeit des Nationalsozialismus ein Instrument der vorbeugenden Verbrechensbekämpfung und polizeilichen planmäßigen Überwachung. Die persönliche Freiheit konnte von der Polizei entzogen werden, ohne dass dies einer gesetzlichen Grundlage bedurfte. Gegen die polizeiliche Haftanordnung waren keine Einwendungen möglich, etwa im Wege der Haftprüfung.

aus: Wikipedia.de/Schutzhaft

Keine Angst vor der Zukunft

Zunächst wurde er im Gestapogefängnis von Ratibor in Einzelhaft gehalten, aber Richard durfte Besuch empfangen.

Einmal besuchte ihn sein Bruder aus Breslau und einige Male seine Haushälterin Paula Miketta aus Strandorf. Sie hatte damals rasch sein Vertrauen gewonnen. Im Laufe der zwei Pfarrer-Jahre hatte Richard das Vertrauen aller Leute von Strandorf gewonnen. Sie beteten täglich für den Verhafteten in der Kirche, hofften auf seine Rückkehr, schickten ihm Lebensmittelpakete, drängten den Ortsbürgermeister Peter Josefus, sich für Pater Henkes einzusetzen, was diesem einen Tadel aus dem Landratsamt einbrachte.
Alle Bemühungen zugunsten des beliebten Paters blieben erfolglos.

Nach sechs Wochen in Einzelhaft schreibt Richard:

„Bis heute bin ich in Einzelhaft, das reißt sehr an den Nerven, aber trotzdem bin ich seelisch und körperlich gesund. … Aber ein Kreuzweg bleibt es trotzdem.
Am Anfang habe ich noch um meine Freiheit gebetet, jetzt habe ich mich durchgerungen, und wenn ich auch ins Lager müßte, dann werde ich genauso Deo gratias sagen wie bei meiner Verhaftung. Schließlich muß ich ja wahrmachen können, was ich anderen in Exerzitien gepredigt habe.
Bis heute hat der Herrgott mich sichtlich beschützt; darum habe ich auch keine Angst vor der Zukunft.“

Nach über sieben Wochen in Einzelhaft wurde Richard Henkes schließlich mit dem Gefangenenzug nach Dachau gebracht.

henkes img
Ehemaliges Gestapogefängnis in Ratibor (heute), Oberschlesien, N. Hannappel
Racibórz (Ratibor)

Racibórz (deutsch Ratibor, schlesisch Rattebor, tschechisch Ratiboř) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Schlesien. Sie ist neben Ostrava (Ostrau) Hauptort der Euroregion Silesia. Von 1173 bis 1336 war sie Residenzort des piastischen und von 1337 bis 1521 des přemyslidischen Herzogtums Ratibor.

aus: Wikipedia.de/Racibórz

10. Juli 1943

Dachau, 49642

Am 10. Juli 1943 traf Richard Henkes im Konzentrationslager Dachau ein. Es war eines der ersten von den Nazis gebauten Konzentrationslagern mit einem Krematorium mit vier Verbrennungsöfen.
Über 2.700 Geistliche waren im Konzentrationslager Dachau in den Wohnbaracken Block 26, 28 und 30 inhaftiert. Mehr als 1.000 von ihnen überlebten diese Zeit nicht.

1941 wurden auf den Befehl Himmlers alle in Konzentrationslagern oder anderen Haftanstalten befindlichen Geistlichen unabhängig ihrer Konfession im Lager Dachau zusammengezogen.

Durch die Verhandlungen der Fuldaer Bischofskonferenz konnte in Stube 1 von Block 26 eine Kapelle für die Geistlichen eingerichtet werden, um dort die heilige Messe zu feiern. Die Geistlichen waren trotz der unmenschlichen und lebensbedrohlichen Umstände bemüht, ein Leben im Glauben zu führen.
Die täglichen Messfeiern und Gebete in der Kapelle von Block 26 spendeten ihnen Kraft und Trost in der lebensfeindlichen Umgebung.

henkes img
KNA Bild

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

KZ Dachau

Das KZ Dachau, Vollbezeichnung Konzentrationslager Dachau, amtliche Abkürzung KL Dachau, bestand vom 22. März 1933 bis Einnahme durch Soldaten der 7. US-Armee am 29. April 1945 (Befreiung des Konzentrationslagers Dachau). Das NS-Regime errichtete es bereits wenige Wochen nach Adolf Hitlers Machtübernahme. Es war das erste als Dauereinrichtung gebaute Konzentrationslager, durch die unmittelbar im Anschluss an die Befreiung stattfindende Veröffentlichung der Zustände im Lager auch eines der bekanntesten. Es war zwölf Jahre durchgehend in Betrieb, doppelt so lange wie viele der anderen Konzentrationslager. Das Gelände lag ungefähr 20 Kilometer nordwestlich von München.

aus: Wikipedia.de/KZ_Dachau

Konzentrationslager

Der Begriff Konzentrationslager (KZ, auch KL) steht seit der Zeit des Nationalsozialismus für die Arbeits- und Vernichtungslager des deutschen nationalsozialistischen Regimes. In einem weiteren Sinn werden mit diesem Wort auch Internierungslager im Allgemeinen bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Herbert Kitchener, der um 1901 die Zusammenpferchung der lokalen Bevölkerung in Lagern im Zweiten Burenkrieg befahl. Die Konzentrationslager wurden im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) errichtet. Es bestanden schließlich rund 1000 Konzentrations- und Nebenlager sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Ermordung von Millionen Menschen, der Beseitigung politischer Gegner, der Ausbeutung durch Zwangsarbeit, medizinischen Menschenversuchen und der Internierung von Kriegsgefangenen. Das Lagersystem stellte ein wesentliches Element der nationalsozialistischen Unrechtsherrschaft dar. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt von ihm.

aus: Wikipedia.de/Konzentrationslager

Priesterblock

Pfarrerblock, auch Priesterblock, wurden jene Baracken (euphemistisch: Wohnblocks) im nationalsozialistischen Konzentrationslager Dachau genannt, in denen Geistliche verschiedener Konfession und Nationalität, größtenteils aber katholisch bzw. polnisch, inhaftiert waren. Im KZ Dachau fasste das NS-Regime gegen Ende 1940 sämtliche Geistliche aus allen Lagern in mehreren Baracken zusammen.

aus: Wikipedia.de/Pfarrerblock

Entwürdigen, zerbrechen, vernichten

Nachdem Richard Henkes gemeinsam mit den anderen Häftlingen das große eisengeschmiedete Tor mit der Aufschrift „Arbeit macht frei“ passiert hatte, wurde er registriert.
Der Mensch war auf eine laufende Nummer in der Registratur reduziert. Richard Henkes erhielt die Häftlingsnummer 49642.

Splitternackt trieben die Nazis nach der Entkleidung die Neuankömmlinge über den Appellplatz zum Waschraum. Hier wurden ihnen zuerst die Köpfe kahl geschoren, anschließend folgte das Bad in einer beißenden Desinfektionslösung.
Als Nächstes erhielten die Häftlinge die blau-weiß gestreifte Lagerkluft und Holzschuhe. Auf dem Rücken der Sträflingskleidung prangte das knallrote Zeichen KL (Konzentrationslager) und auf der linken Brustseite sowie an der Hosennaht war die Gefangenennummer markiert.

Die Kleidung war für die harte Lagerarbeit denkbar ungeeignet, aber die Vernichtung der Häftlinge war schließlich einkalkuliert und gewollt.

henkes img
Eingang KZ Dachau, Pallottiner.de

„Gott ist uns hier näher als anderswo“

Zunächst musste Richard Henkes die Quarantäne überstehen und kam in den Zugangsblock 15, wo er seinen Mitbruder Pater Eduard Allebrod traf.

Da den Häftlingen in der Quarantäne der Zugang zu anderen Bereichen im Lager nicht erlaubt war und man keiner Arbeit nachgehen konnte, blieb den Häftlingen nichts anderes übrig, als tagelang in der Enge der Baracke abzuwarten.

Richard Henkes schreibt acht Tage nach seiner Ankunft an Paula Miketta:

„Hier bin ich noch in Quarantäne, aber es geht mir gut (…) Sie sollen sich alle keine Sorgen machen. Ich gehe auch hier meinen Weg mit Gott. Ja Gott ist uns hier näher als anderswo, weil wir ihn auch mehr brauchen.“

Im Zugangsblock blieb Richard gut drei Wochen, dann kam er auf den Priesterblock 26 in Stube 3.

henkes img
Blick auf die Lagerbaracken, einige Tage nach der Befreiung des Lagers durch die US-Armee, T/4 Sidney Blau, 163rd Signal Photo Company, Army Signal Corps - U.S. Holocaust Museum photograph #37255 (also here) Credit: SC 206310

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

1943-1944

Zwangsarbeit in Arbeitskommandos

Wie alle Häftlinge mussten die Priester nach 1942 einem der verschiedenen Arbeitskommandos angehören. Henkes kam mit seiner Einweisung auf Priesterblock 26 in das Arbeitskommando „Plantage“.

Die Plantage auf dem Dachauer Moor war sehr groß und lag außerhalb des Lagers. Vor allem wurden Pfeffer, Paprika, Bohnenkraut, Basilikum und Thymian angebaut. Die Gewürzkräuter wurden gedörrt, sortiert, geschnitten und verpackt. Bei Wind und Wetter rutschten die Häftlinge zu Hunderten auf den Knien, um Unkraut zu jäten. Wie Ochsen wurden sie vor die Pflüge und Eggen gespannt und gepeitscht.
Es war eine harte körperliche Arbeit, die unter ständiger Androhung von Prügel, ohne Pause und meist hungrig von den Häftlingen bewältigt werden musste. Dass bei solchen Torturen Menschen starben, gehörte zum Lageralltag.

henkes img
Verfallendes Gewächshaus südöstlich des Hauptgebäudes, Wolfgang Zeidler

Die Propaganda sprach gern von Schutzhaft, Arbeits- oder Umerziehungslager. Eingeweihte wussten, dass die Konzentrationslager von vorneherein auch als Vernichtungslager für „missliebige Elemente“ und Gegner des Nationalsozialismus gedacht waren.

Zeitweise gehört Richard auch zum Arbeitskommando Anstreichen. Dabei wurden die Stacheldrahtzäune der Gärtnerei mit Stahlbürsten entrostet, grundiert und neu angestrichen.

Im August 1943 kam Richard Henkes ins Postkommando. Jeden Morgen fuhr er in aller Frühe unter der Aufsicht eines SS-Manns zum Bahnhof in Dachau. Dort wurden die Pakete für die Stadt, den SS-Bereich und für das Lager sortiert. Anschließend wurden die Pakete auf Lastwagen verladen und ins Lager transportiert, wo dann die Ausgabe an die Blockschreiber erfolgte, welche die Pakete an die Häftlinge ihres Blocks verteilten.

Im Postkommando gab es zwar viel Arbeit, aber sie war nicht unmenschlich hart und sie gab die Möglichkeit zu helfen. Denn hier kamen täglich neben der Brief- und Kartenpost auch die vielen Lebensmittelpakete an, ohne die in Dachau noch mehr Menschen umgekommen wären. Hunger gehörte zum KZ und „von Wassersuppe kann man halt doch nicht leben“, schreibt Henkes in einem geschmuggelten Brief vom 17.12.1944 an seine Schwester Maria.

Im Postkommando kam Richards Nächstenliebe zum Zug. Denn hier bemerkte er, wer viele und wer nie ein Paket bekam. Er selbst gehörte zu denen, die oft ein Paket erhielten.

Der Blockälteste von Nr. 26 und spätere Münsteraner Domkapitular Reinhold Friedrichs berichtet:

„Pater Henkes hat einige Monate mit mir zusammen im sogenannten Postkommando gearbeitet. (…) Er tat dies mit einer ungeheuren Liebe und Sorgfalt, da die Lebensmittel in den Paketen für viele eine Lebensrettung bedeuteten. (…) Von dem wenigen, was er hatte, gab er stets gerne anderen Mitgefangenen etwas mit.“

Er war bekannt dafür, dass er seine Lebensmittel teilte – ohne Ansehen der Person. Hunger ist Hunger. Eines Tages war die Zeit im Postkommando vorbei. Die SS entfernte hier alle Priester.
Sie hatte wohl deren Fürsorge und Solidarität bemerkt.

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Kräutergarten Dachau (Plantage)

Der Kräutergarten (Kommandoname: Die Plantage) war Teil des Dachauer Konzentrationslagers, als Versuchsanstalt zur Nutzung pflanzlicher Wirkstoffe und des organisch-dynamischen Landbaus. KZ-Häftlinge arbeiteten hier als Sklaven. Das Gelände diente zur Versorgung der Ostfront mit Vitamin C und Pflanzenwirkstoffen und war damit ein Baustein für den geplanten Angriffskrieg. Der Kräutergarten Dachau war nach Kriegsbeginn auch Teil der Planungen des Rasse- und Siedlungshauptamtes (RuSHA), dargelegt im Generalplan Ost, in Osteuropa.

aus: Wikipedia.de/Kräutergarten_Dachau

Arbeitskommando

Als Arbeitskommando oder KZ-Kommando bezeichnete die SS jene Gruppen, die zu verschiedenen Arbeiten eingeteilt wurden. Die KZ-Häftlinge hatten von Beginn an Zwangsarbeit zu leisten, die SS wollte unter anderem sogenannte „Arbeitsscheue“ erziehen. Häftlinge sollten nicht unbeschäftigt in KZ-Haft sein. Der SS-Betrieb, das jeweilige KZ, sollte wirtschaftlichen Nutzen bringen. Vor allem in späteren Jahren steigerte sich die Zwangsarbeit auch zur Vernichtung durch Arbeit.

aus: Wikipedia.de/Konzentrationslager

1944

Kantineneinkäufer in Block 17

Die neue Arbeitsstelle trat Richard Henkes im August 1944 an und befand sich im Zugangsblock 17, den er morgens aufsuchte und abends wieder verließ.

Als Kantineneinkäufer und Schreiber war Richard eine Art Verwalter für die Männer von Baracke 17. Für gewöhnlich war der Block von Menschen verschiedener Nationalitäten belegt.

In Dachau gab es Häftlinge aus 30 Staaten; seit 1939 auch aus Tschechien. Hier dürfte Richard die Gelegenheit gefunden haben, mit tschechischen Häftlingen zu sprechen und deren Sprache zu lernen, um einen partnerschaftlichen Austausch zwischen Deutschen und Tschechen aufzubauen.
Bereits auf seiner eigenen Stube hatte Richard mit dem Prager Regens Josef Beran seine in Chuchelna erworbenen Tschechischkenntnisse vertieft.

Als Kantineur hatte Richard die Aufgabe, die Waren in Block 17 auszugeben und mit der Kantine, dem Blockpersonal sowie der Belegschaft zu verrechnen. Er besorgte also gegen Geld Lebensmittel aus der Hauptkantine. Manche Häftlinge bekamen Geld überwiesen. Sie durften es aber nicht persönlich verwalten. Das machte der Schreiber.

Wer keine Unterstützung von außen bekam, war arm dran. Henkes wusste dies aus seiner Zeit in der Poststelle. Er hatte einen schwierigen und zugleich einflussreichen Posten und er konnte viel Gutes tun. Als Funktionshäftling hatte Richard zudem relativ große Bewegungsfreiheit im KZ.

henkes img
Propagandaaufnahme: Strafstehende Häftlinge auf dem Appellplatz im KZ Dachau. Friedrich Franz Bauer (Juni 1938), Bundesarchiv, Bild 152-23-35A / CC-BY-SA 3.0

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Funktionshäftling

Ein Funktionshäftling war ein Gefangener im Konzentrationslager-System, der von SS-Bewachern als Aufseher im Arbeitseinsatz oder zu anderen Kontroll-, Ordnungs- und Verwaltungsaufgaben gegenüber Mitgefangenen eingesetzt wurde. Funktionshäftlinge wurden von der Lager-SS vornehmlich in Konzentrations- und Arbeitslagern eingesetzt. Solange sie ihre Aufgaben zur Zufriedenheit der Bewacher erledigten, blieben ihnen Übergriffe und körperliche Schwerstarbeit erspart, und sie erhielten überdies Vergünstigungen, die die Chancen eines Überlebens im KZ vergrößerten.

aus: Wikipedia.de/Funktionshäftling

1944

Ausbruch der Typhusepidemie

Gegen Kriegsende brach vor Weihnachten 1944 im KZ Dachau eine Typhusepidemie aus.
Es handelt sich um eine Infektionskrankheit, die durch Kleiderläuse übertragen wird. Die infizierten Häftlinge litten unter hohem Fieber, oft starken Verwirrungszuständen und fleckigem Hautauschlag; daher auch die Bezeichnung Fleckfieber oder Flecktyphus.

In den nächsten Wochen verschlimmerte sich die Situation zunehmend und wurde rasch chaotischer. Aus den Lagern im Osten und Westen kamen immer mehr Häftlinge in Dachau an, die nicht mehr entlaust und desinfiziert werden konnten, sodass sich die Läuse und damit auch Typhus immer weiter ausbreitete.

Schon früh traf Richard den Entschluss, sich im Tschechen-Block 17, wo er als Kantineur arbeitete und nun Typhus ausgebrochen war, freiwillig einschließen zu lassen.
Richard Henkes will die massenweise Sterbenden nicht alleine lassen. Er will ihnen seelsorglich zur Seite stehen und die Typhuskranken pflegen.

So schreibt Henkes in seinem letzten Brief vom 4.2.45 an seine Schwester:

„Auf der Lagerseite wo ich arbeite ist eine Epedemie (sic) ausgebrochen und damit sie nicht weiter um sich greift, sind wir gänzlich isoliert worden. (…) Die Leute sterben in Massen, weil sie vollständig ausgehungert sind. Es sind dann nur noch Gerippe. Ein grauenhaftes Bild. Ich habe mich gegen Typhus impfen lassen und ich hoffe, dass mich der Herrgott beschützt. (…) Man macht sich allerdings Gedanken, wie das hier einmal ausgehen wird.“

Zu diesem Zeitpunkt war Henkes bereits mit den Kranken und Sterbenden isoliert.

Die Arbeit in den Typhusbaracken war ein beinahe unmenschlicher Dienst: Pritschen säubern, die zu Skeletten ausgemergelten Häftlinge waschen, verlauste Kleider einsammeln und verbrennen.

Innerhalb weniger Wochen starben fast 8000 Häftlinge.
Auch Richard Henkes infizierte sich und starb am 22. Februar 1945 in Block 11 auf Stube 3 – 66 Tage, bevor das Lager befreit wurde.

Wie es zu der Verlegung kam und wer ihn dorthin brachte, ist unklar. Über die letzten Stunden von Häftling 49642 wissen wir nichts.

Ob Richard Henkes seine Entscheidung bereute? Er kannte die Gefahr und meldete sich freiwillig. Niemand wurde gezwungen.
Richard Henkes blieb bis zuletzt seinem Ideal treu: „Ich will in der Hauptsache Opferpriester werden, Kreuzträger für andere.“

henkes img
Ausschnitt Graphic Documentary, Drushba Pankow

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Typhus

Typhus oder Typhus abdominalis (auch Abdominaltyphus, deutsch Bauchtyphus, auch Unterleibstyphus, typhoides Fieber oder enterisches Fieber, früher auch „Nervenfieber“ genannt) ist eine systemische Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Salmonella enterica ssp. enterica Serovar Typhi hervorgerufen wird. Der Krankheitsverlauf ist vor allem durch hohes Fieber gekennzeichnet. Unbehandelt kann die Krankheit gefährlich verlaufen und zum Tode führen. In älteren Texten und im Englischen bezeichnet Typhus das Fleckfieber.

aus: Wikipedia.de/Typhus

Typhusepidemien in KZs

In den Kriegsjahren, vor allem ab der Lagerüberfüllung, kam es zu großen Typhus- und Fleckfieber-Epidemien im Lager Dachau. In den letzten Dezembertagen 1942 beispielsweise begann sich eine Bauchtyphus-Epidemie auszubreiten. Die SS ließ strengere Lauskontrollen als die unten beschriebenen durchführen. Plakate, die eine riesige Laus abbildeten und die Aufschrift Eine Laus – dein Tod trugen, wurden nun ausgehängt.

aus: Wikipedia.de/Eine_Laus_–_Dein_Tod

1944-1945

Ein Säckchen Asche

Ein entsprechendes Kommando brachte den Leichnam von Pater Richard Henkes in die Todeskammer, wo er noch am selben Tag seziert wurde.

Es gelang Pfarrer Richard Schneider, den Kapo des Krematoriums dafür zu gewinnen, den Leichnam von Richard Henkes einzeln zu verbrennen. In einem stallartigen Verschlag wurde der Leichnam zuvor von den Mitbrüdern eingesegnet, bevor die Leiche am 23. Februar zum Krematorium transportiert wurde.

Einige Tage später überreichte der Kapo in einer Tüte die Asche von Richard Henkes, die über einen SS-Verwalter ins Pfarramt Dachau gebracht und von dort am 21. Mai im Heimkehrerauto mit nach Limburg genommen wurde.

Auf dem Pallottinerfriedhof in Limburg fand nach dem Ende des Krieges am 7. Juni 1945 die Beisetzung statt.

henkes img
Richard Henkes' Grab auf dem Pallottinerfriedhof in Limburg; A. Marlier

(c) 2004 - Verein der Norddeutschen Pallottiner e.V., Limburg Aufnahmen, Postproduction und Redaktion: P. Engelbert Tauscher SAC

Richard Schneider

Richard Schneider (* 5. Januar 1893 in Hundheim; † 6. September 1987 in Buchen (Odenwald)) war ein deutscher katholischer Geistlicher und zeitweise im KZ Dachau inhaftiert. Bereits vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war er mit der NSDAP in Konflikt geraten. Öffentlich hatte er geäußert, Hitler sei so wenig rasserein wie die Hunde in Karsau.

aus: Wikipedia.de/Richard_Schneider_(Geistlicher)

2013

Stolperstein in Ruppach und Strahovice

Vor dem Geburtshaus von Richard Henkes in der Hauptstraße 10 in Ruppach-Goldhausen erinnert ein Stolperstein des Künstlers Gunter Demning an den Pallottinerpater und das an ihm verübte Unrecht durch die Nazis.

In der fast 1000 Kilometer entfernten tschechischen Partnergemeinde Strahovice befindet sich ein identischer Stolperstein in Gedenken an Richard Henkes.

henkes img
Stolpersteinverlegung Strahovice, privat
Strahovice (Strandorf)

Strahovice ist eine Gemeinde und ein Dorf im Bezirk Opava in der Mährisch-Schlesischen Region der Tschechischen Republik. Es hat etwa 900 Einwohner. Es ist Teil der historischen Region Hlučín.

aus: Wikipedia.de/Strahovice

Ruppach-Goldhausen

Ruppach-Goldhausen ist eine Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Montabaur an. Die Gemeinde liegt im Westerwald nordöstlich von Montabaur am Rande des Naturpark Nassau.

aus: Wikipedia.de/Ruppach-Goldhausen

Ein WebProjekt des

henkes img
Copyrights © 2023 EULENFISCH
Erstellung & Projektleitung: Matthias Cameran
Redaktion: Andreas Thelen-Eiselen, Timo Michael Kessler
Übersetzung ins Tschechische: Tomáš Cyril Havel CFSsS, Eva Muroňová
Impressum / Datenschutz / info@richardhenkes.de

Lebensweg

  • Zeitleiste
  • Briefe
  • Predigt
  • Seligsprechung

in der Kunst

  • Digital Guide: Graphic Documentary
  • Drushba Pankow: Graphic Documentary
  • Horst Sakulowski: "Reliquie"
  • Beate Heinen: "Richard Henkes"

in der Praxis

  • Lehrer-/Schülerausgabe Graphic Documentary
  • Unterrichtsmaterial: Seligsprechung
  • Unterrichtsmaterial: Kirche im Nationalsozialismus
  • Richard Henkes Wald
  • EULENFISCH 02_2019: Widerstand und Demut

mit freundlicher Unterstützung

henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img
henkes img